Mrz 24

Vortrag beim Smart City Verein Bern – Schweizer Städte wirklich auf dem Vormarsch?

Kurz vor Ausbruch der Corona-Krise wurde ich vom Smart City Verein Bern eingeladen, um über die Aktivitäten unseres Innovation-Labs zu berichten. Ich finde diesen Austausch der verschiedenen Initiativen in der Schweiz eine fantastische Gelegenheit, sich gegenseitig kennen zu lernen und sich im Kernanliegen – der Modernisierung und Digitalisierung der Städte – zu befruchten. Was heisst Smart City in der Ostschweiz? Wie sind die Kolleginnen und Kollegen in der Bundes-Hauptstadt unterwegs? Was bewegt sie und wo sehen sie die Prioritäten?

Zunächst war es interessant zu hören, dass initiative Unternehmer auch in Bern im Jahr 2018 die Chance sahen, sich zusammen zu tun und Themen der digitalen Stadtentwicklung aus einer privaten Perspektive zu diskutieren. So wurde ein Verein gegründet, der heute bereits über eine Geschäftsstelle verfügt und namhafte Firmen gewinnen konnte. Auch diese Initiative basiert im Wesentlichen auf freiwilligem Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, welche sich für die Digitalisierung einbringen und gemeinsam die Zukunft der Stadt gestalten werden. Mit neuen, frischen Ideen. Mit Leuchtturmprojekten, welche die Bevölkerung einbeziehen. Mit Aktivitäten, die eine nachhaltigere Entwicklung ermöglichen.

Soweit so gut. Doch auch diese Initiative ist auf Finanzierung angewiesen, um etwas bewegen zu können. Das ist eines der Hauptprobleme der privaten Initiativen, welche nicht von einer grossen Unternehmung wie beispielsweise das Basler Smart City Lab getragen werden. Wir sind auf Unterstützung angewiesen, oft natürlich auch von den lokalen Unternehmen und Konzernen, welche sich für die Stadtentwicklung auch finanziell engagieren. Das ist aber schwierig, da die Unternehmen als wichtige Steuerzahler die Stadtverwaltung ja bereits wesentlich finanzieren.

Ich erachte darum das Modell der Private-Public-Partnership als Zukunftsmodell. Städte und Gemeinden sollten private Initiativen unterstützen, weil Bürgerengagement im digitalen Zeitalter ein Mehrwert ist, der für alle Nutzen stiftet. Die Stadtverwaltung und die technischen Betriebe profitieren von zusätzlichem Support in der Transformation, und die privaten Akteure können schon mit geringen Förderbeiträgen der Stadt gute Arbeit leisten. So entsteht eine stärkere Innovationskraft für die Region. Durch Gemeinsamkeit entsteht Solidarität. Doch ob das reicht im Wettbewerb der Städte ist fraglich. Es braucht mehr.

Hier kommt die 1% Philosophie ins Spiel. Die Migros betreibt seit Jahrzehnten die Gottlieb Duttweiler Philosophie des Kulturprozent – mit grossem Erfolg. Der amerikanische Tech-Konzern Salesforce verfolgt seit Jahren die Philosophie ihres Gründers Marc Benioff die 1%-Pledge Initiative – Geld, Zeit und Engagement für die Gesellschaft. Innovative Champions aus der Region wie beispielsweise Hilti investieren sogar rund 5% ihres Umsatzes in Forschung & Entwicklung. Eine starke unternehmerische Grundhaltung. Wenn eine Stadt wirklich innovativ sein will, dann muss sie mindestens 1% ihres Umsatzes in Innovation investieren.

Doch welche Stadt ist bereit, 1% des Budgets für Innovation zu investieren?

Smarte Grüsse, Christoph